Zwei Jahre ist es nun her, dass die Windacher in einem Bürgerentscheid über die Wassernotversorgung abstimmen durften. Mit 74,6% sprach sich eine deutliche Majorität der Wähler damals für die gemeindeeigene Lösung aus und verpflichtete damit Gemeinderat und Verwaltung grundsätzlich zu einer zügigen Umsetzung. Was ist seither geschehen?
Auch wenn der möglichst flächendeckende Aufbau einer Wassernotversorgung in Deutschland in erster Linie für den unwahrscheinlichen Verteidigungsfall gedacht war, so gibt es mittlerweile verschiedene andere Gründe, die auch für Windach – neben der ohnehin bestehenden gesetzlichen Vorgabe – eine solche Notversorgung notwendig machen. Darunter mögliche Verunreinigungen des Brunnens, Defekte, Dürreperioden oder Hochwassersituationen. 2017 ging die VG Windach deshalb nach ersten Diskussionen in den Gemeinderäten die Planung für einen gemeinsamen Brunnenbau für die Gemeinden Windach, Eresing und Finning an. Schnell zeigte sich aber: Es bestanden doch recht unterschiedliche Anforderungen bezüglich Hauptversorgung oder Notversorgung in den drei Gemeinden.
Die Bürger haben vor zwei Jahren entschieden
Unsere Wasserhauptversorgung durch zwei Brunnen in Windach war laut Wasserrechtsbescheid bis 2041 gesichert. Die Brunnen liefern ausreichend Wasser in guter Qualität. Eine Probebohrung für einen Notbrunnen in Schöffelding (Waldstück östlich der Kreisstraße von Schöffelding nach Unterfinning) zeigte: Die hervorragend niedrigen Nitratwerte mit 7,0 Milligramm per Liter und 16,5 mg/Li gaben eigentlich keinen Anlass, auf das deutlich belastetere Wasser aus Westerschondorf (Gemeinde Finning) als alternativen Standort zurückzugreifen. Eine Mehrheit im Windacher Gemeinderat entschied dennoch im März 2018, die gemeinsame Lösung mit den Nachbargemeinden zu verfolgen und weitere Untersuchungen und die Sicherung der Quelle Schöffelding fallen zu lassen. So kam es zur Gründung der Initiative „Bürgerbegehren eigene Wassernotversorgung“ um den damaligen Gemeinderat Gerd Neugebauer, die sogleich anfing, Stimmen für ein Bürgerbegehren zu sammeln – mit Erfolg: Zwei Jahre ist es nun her, dass die Windacher letztlich in einem Bürgerentscheid über die Wassernotversorgung abstimmen durften. Mit 74,6% sprach sich eine deutliche Majorität der Wähler damals für die gemeindeeigene
Lösung aus und verpflichtete damit Gemeinderat und Verwaltung grundsätzlich zu einer zügigen Umsetzung.
Was ist seither geschehen?
- Dezember 2018: Antragstellung auf umfassenderen Pumpversuch
- Frühjahr 2019: Antragsannahme im Gemeinderat, Start und erfolgreiche Beendigung im Mai – Qualität und Fördermenge (37 Li/sec, trotz langer Trockenheit) entsprachen den Erwartungen; weitere Erkundungsbohrungen wurden beschlossen
- Dezember 2019: Start der ersten von drei Bohrungen zur Erkundung der Grundwasserströme, Ergiebigkeit und Größe des Einzugsgebietes
- Februar 2020: Positive Ergebnisse bei zweiter Bohrung (Fließrichtung, Menge, keine Beeinträchtigung des nahegelegenen Eresinger Brunnes)
- Aktuell: Die letzte Bohrung und der Brunnenbau sollen demnächst starten
Erst im Anschluss sind durch Leitungspumpversuche am fertigen Brunnen verlässliche Aussagen für die Erstellung eines Schutzgebiets möglich. Auch Finning hat in diesem Jahr mehrere Bohrungen durchgeführt – mit ernüchternden Ergebnissen in puncto Wasserqualität (hoher Nitratwert) und Fließgeschwindigkeit (erfordert ein großes Schutzgebiet bis Hofstetter Flur), was die richtige Stoßrichtung unseres Bürgerentscheids für die Eigenständigkeit, Nahversorgung und Qualität unserer Wassernotversorgung noch einmal bestätigt.
Zeitplan der Gemeinde noch wackelig
Es geht also voran – wenn auch aufgrund schwerfälliger Entscheidungswege, bürokratischer Prozesse, ausgelasteter Baufirmen etc. langsam – und die Richtung stimmt. Dennoch wollten wir von der Gemeinde wissen, was nun auf den letzten Meilen konkret noch passiert und bis wann wir mit der tatsächlichen Umsetzung rechnen können. „Sobald geprüfte Daten für den Sachstandsbericht vorliegen und eine Prognose abgegeben werden kann, erhalten Sie umgehend Bescheid. Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Windach werden dann über die Seite „Aktuelles“ auf der Webseite der Gemeinde informiert und eine entsprechende Notiz an die Redaktion des Windachers übermittelt“, lautete daraufhin die offizielle Auskunft kurz vor Redaktionsschluss. Laut grobem Zeitplan des beauftragten Ingenieurbüros zumindest soll die Messstelle noch im Dezember erstellt werden, damit dann nach der Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt idealerweise bis Januar die Beauftragung des Brunnenbaus erfolgen kann. Danach würden weitere Versuche, amtliche Antragsprozesse und der eigentliche Bau bis zur Inbetriebnahme in rund einem Jahr folgen. Die Verwaltung schränkt ein: „Folgegewerke, bzw. zunächst Folgeplanungen [,sind] immer vom Ergebnis der vorlaufenden Arbeiten (Ergebnis der Messstellenbohrung, Ergebnis eines Leistungspumpversuchs am Brunnen) abhängig […] und [es kann] daher nicht „vorgearbeitet“ werden[…]. Der Genehmigungsbescheid für die beiden Bohrarbeiten (Messstelle und Brunnen) liegt prinzipiell vor,
allerdings mit der Einschränkung, dass vor der Brunnenerstellung noch mit dem WWA das Ergebnis der Messstellenbohrung besprochen werden muss und danach erst im positiven Fall der Brunnen erstellt werden kann. Dies bedeutet damit auch, dass erst nach Zustimmung des WWA wiederum die Bohrfirma die Brunnenbohrung einplanen und die Anfertigung der Brunnenrohre in Auftrag geben kann. Dies kann unter Umständen bis zu 6 Wochen dauern. Die Dauer des Wasserrechtsverfahrens zur Entnahme
ist ebenfalls nicht seriös abschätzbar.“
Schauen Sie also auf den Internetauftritt der Gemeinde, haken Sie nach und bleiben Sie wie wir dran und gespannt!
Vielleicht wäre es für die Gemeinde ja auch vorteilhaft, angesichts der vielen Unwägbarkeiten und der Komplexität einen dezidierten Projektleiter zu bestellen?
Autoren: Hans Dörner, Matthias Lippmann, Maria Dörner,
Dr. Adolf Gebhardt, Florian Bergmann
Hinweis: Dieser Text ist zuerst erschienen in „Der Windacher“, Ausgabe 156 vom Dezember 2020.